Darmflora Analyse analysiert
Vor wenigen Wochen habe ich zum zweiten Mal meine Darmflora untersuchen lassen. Ich hatte bisher etwas gezögert, da die Investition relativ hoch ist, aber nachdem ich Die Stille Macht der Mikroben gelesen hatte, war ich doch zu neugierig zu erfahren, was sich in meinem Darmtrakt nun wirklich tut.
Btw: Ich werde von keiner der hier genannten Firmen in irgendeiner Weise vergütet und habe auch keine Affiliate-Links eingefügt.
Wie funktioniert eine Darmflora Analyse / Stuhlanalyse?
Solche Darmflora-Testkits gibt es von verschiedenen Firmen. Ich habe den Darm-Mikrobiom Plus Stuhltest von medivere ausgewählt, da dieser nicht nur eine große Vielzahl einzelner Bakterienstränge bestimmt, sondern darüber hinaus auch noch Verdauungsrückstände im Stuhl und Entzündungsmarker testet. Leider ist der Test mit rund 250€ sehr teuer. Letztes Mal hatte ich den weit weniger genauen Florastatus Test gemacht, aber diesmal wollte ich es wirklich wissen.
Funktionieren tut es eigentlich ganz einfach: Man muss zwei mitgelieferte Röhrchen mit einer kleinen Menge Stuhl füllen und schickt diese dann kostenfrei zurück ins Labor. Etwa 1-2 Wochen später kann man sich die Ergebnisse als PDF runterladen, bekommt sie allerdings auch in Papierform nach Hause geschickt. Der schwierigste Part bei der ganzen Prozedur ist wahrscheinlich, den Stuhl irgendwie aufzufangen, wenn man keine Flachspül-Toilette hat 😉
Wie genau ist die Darmflora Analyse?
Ich höre immer wieder die Kritik, dass solche Stuhlanalysen wahnsinnig ungenau sind und im Prinzip nicht aussagekräftig. Das hat mehrere Gründe. Zum einen wird angeführt, dass sich die Bakterien ungehindert weiter vermehren können, während die Probe auf dem Postweg ist, zum anderen gäbe es keine Sicherheit, dass sich all die Bakterien, die sich im Darm befinden, gleichzeitig auch im Stuhl befinden.
Ersterer Kritikpunkt ist heutzutage nicht mehr so relevant. Bei medivere zum Beispiel schickt man aus diesem Grund zwei Röhrchen ein: In dem einen wird eine größere Menge Stuhl gesammelt, um Verdauungsrückstände und andere Marker zu messen, das andere Röhrchen ist sehr klein und beinhaltet eine Flüssigkeit, mit der die Flora ’stabilisiert‘ wird. Das heißt wohl nichts anderes, als dass die lebenden Bakterien getötet werden, wobei ihre Zellen erhalten bleiben, sodass ihre DNA noch sequenziert werden kann.
Zum zweiten Kritikpunkt kann ich leider nichts qualifiziertes sagen, bis auf dass die Ergebnisse, die ich erhalten habe, ziemlich genau meinen Erwartungen entsprechen und meine Symptome wiederspiegeln. Insofern scheint an der Sache etwas dran zu sein.
Wie sehen die Ergebnisse aus?
Die Ergebnisse bei diesem speziellen Test sind wirklich sehr ausführlich. Es werden die verschiedenen Bakterienstämme aufgelistet und auch nach ihrer Funktion sortiert. D.h. man erhält z.B. eine Zusammenfassung der histaminbildenden, neuroaktiven oder LPS-tragenden Bakterien. Man kann außerdem erkennen, wie viele Butyrat-bildende oder Methanbildende Bakterien man in sich trägt. Es wird eine Einordnung des Enterotypen vorgenommen und man kann in einer übersichtlichen, einfachen Tabelle sehen, ob man zu viele Pilze, zu hohen pH-Wert oder welchen FODMAP-Index man hat.
Sehr aufschlussreich fand ich auch die Einschätzung der Gesundheitsrisiken, die sich aus der Bakterienbesiedlung ergeben. So hat der Test bei mir wahrheitsgemäß ergeben, dass ich ein erhöhtes Risiko für chronisch entzündliche Darmerkrankungen habe (allerdings auch für neurologische und metabolische und Autoimmunkrankheiten).
Außerdem weiß ich jetzt genau, dass meine Akkermansia Muciniphila Population erschreckend klein ist und die lieben Faecalibacteriae Prausnitzii auch nicht besonders häufig bei mir anzutreffen sind. Wie ich in meinem letzten Beitrag berichtet habe, sind diese zwei Gesellen aber gerade besonders wichtig für die Gesundheit der Darmschleimhaut. Jetzt weiß ich, dass ich meine Ernährung gezielt auf diese zwei beiden einstellen muss.
Was bringt mir die Stuhlanalyse?
Da der Normalsterbliche mit der Aufstellung der Darmflora natürlich erstmal nicht viel anfangen kann, kommen die Ergebnisse direkt mit einer entsprechenden Interpretation bzw. Erklärung zu der Bedeutung der Ergebnisse. So fand ich heraus, dass sich das Ungleichgewicht meiner Darmflora möglicherweise aus einer zu eiweiß- und fetthaltigen Ernährung ergibt. Auch der Hinweis, dass die erhöhte Histaminproduktion meiner Flora mit dieser Ernährungsform zusammenhängen könnte, war sehr interessant für mich. Für mich ein klarer Anreiz, nicht mehr so viel Angst vor Gemüse zu haben (denn man denkt ja doch immernoch, dass rohes Gemüse vielleicht schlechter verdaulich ist, wenn man eine chronische Darmentzündung hat) und weniger Fleisch und Fett zu essen. Wichtig: Mehr Kohlenhydrate heißt für mich NICHT mehr Brot, Reis oder dergleichen, sondern mehr Gemüse. Auch wenn man bei Kohlenhydraten gemeinhin an Getreide denkt, ist der Hauptbestandteil von Gemüse im Prinzip Kohlenhydrate, und zwar größtenteils in Form von Ballaststoffen (ja, auch das sind Kohlenhydrate), die nicht wir, aber dafür unsere lieben Mikroben verstoffwechseln können.
Neben den Empfehlungen, die sich aus dem Test ergeben, dient er mir aber vor allem als Statistik. In wenigen Monaten werde ich einen neuen Test machen und sehen, ob ich mit meiner Ernährung schon etwas bewirken konnte. Wenn sich meine Bakterien und Entzündungsmarker etwas erholt haben, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. 🙂
Ich kann jedem, der etwas Forschergeist in sich trägt, nur empfehlen, auch einmal einen solchen Test zu machen. Eure Gesundheit ist die Investition auf jeden Fall wert!