Die Geister streiten sich darüber, wie genau diese ‚Diät‘ geschrieben werden soll. Laut Wortherkunft müsste es ‚Paläo‘ heißen – von Paläolithikum. Da diese Ernährungsform allerdings aus Amerika stammt und dort ‚Paleo‘ heißt, könnte man sagen, dass es sich um einen unveränderlichen Eigennamen handelt.
Aber wie dem auch sei…
Nicht nur die Schreibweise der Paleo-Ernährung ist umstritten, sondern auch ihre Durchführung und genauso ihre Sinnhaftigkeit. Aber zunächst zu ihren Bestandteilen:
Die Paleo-Diät geht auf das gleichnamige Buch von Loren Cordain zurück, der damit ursprünglich gar nicht beabsichtigte, einen Ernährungstrend zu starten. Sie heißt deshalb so, da die Grundidee ist, sich so zu ernähren, wie wir uns damals (vor etwa 1-2 Millionen Jahren) schon ernährt haben. Der Vorteil soll darin bestehen, dass wir uns genetisch immer noch nicht viel weiter entwickelt haben, unsere Ernährung hingegen schon, womit unser Magen-Darm-Trakt nun nicht klarkommt. Da z.B. der Ackerbau erst vor ca. 10.000 Jahren erfunden wurde (was evolutionär gesehen ein Witz ist), sind es vor allem kultivierte Getreide, die vom Speiseplan gestrichen werden. Zusammengefasst sind folgende die Dos und Donts:
Empfohlene Lebensmittel:
- Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Geflügel (bestenfalls grasgefüttertes Fleisch)
- Innereien (Niere, Herz, Leber)
- Eier
- Alle Gemüsesorten, außer die unten genannten
- auch: Süßkartoffeln
- Obst
- natürliche und nährstoffreiche Süße wie Honig, Agavendicksaft, Schwarze Melasse
- Nüsse, Samen, Beeren
- Einige Mehle, wie Tapioca, Cassava, Nussmehle, Kokosmehl, Pfeilwurz
- ggf. grasgefütterte Milchprodukte (z.B. Ghee)
Nicht empfohlene Lebensmittel:
- Getreide
- Reis, Kartoffeln, Mais, Soja
- Milchprodukte
- Hülsenfrüchte (Bohnen, Erdnüsse)
- Kristallzucker
- Zusatzstoffe
Schon diese Liste ist nicht allseits anerkannt, da die Empfehlungen immer wieder changieren und mit der Entwicklung der Wissenschaft neu angepasst werden. So sind einige der Ansicht, dass Reis keine schlechte Sache ist, andere meinen auch dass Kartoffeln sehr gute Eigenschaften haben, die die schlechten überwiegen. Die Paleo-Ernährung wird also nicht von irgendeinem Gremium irgendwo bestimmt, sondern von ihren Anwendern immer wieder neu verhandelt. Die Diät von solchen, die Milchprodukte explizit in ihren Ernährungsplan mit aufnehmen nennt sich ‚Primal‘.
Wie jede Diät, die irgendwann zu einem Massenphänomen wird, und entsprechende Aufmerksamkeit bekommt, wird natürlich auch die Paleo-Diät heftig kritisiert. In diesem TEDx-Talk zum Beispiel versucht Christina Warinner aufzuklären, warum das Gerede vom genetisch unveränderten Menschen quatsch ist und ich gehe stark davon aus, dass sie hier keine Fehlinformationen verbreitet. Meines Erachtens nach ist das aber gar nicht der Punkt. Es gibt wahnsinnig viele gute Gründe, warum die Paleo-Ernährung gesund ist, ob das nun an unserer Genetik liegt, oder nicht. Und dass so viele, die diesen Lebensstil verfolgen, von irren Heilungsstories berichten wäre schon ein unglaublicher Zufall, oder auch ein unglaublicher Plazebo-Effekt. Was mich aber besonders an ihrer Präsentation stört, ist dass sie ein Klischee bedient, das meiner Meinung nach nicht zutrifft: Dass Paleo eine Männer-Ernährung wäre, die vor allem auf Fleisch basiert. Ersteres kann ich schwer glauben, da von all den Paleo-Bloggern, die ich kenne, etwa 80% Frauen sind. Letzteres wird immer wieder behauptet, doch in Wirklichkeit ist Gemüse in der Paleo-Ernährung noch viel wichtiger als Fleisch und vielleicht sogar wichtiger als bei einer vegetarischen Ernährung (die unter Umständen viele Sojaprodukte, Getreide und Milchprodukte enthält). Die gängige Empfehlung liegt bei 3/4 Gemüse auf dem Teller. Stacy Toth, die Bloggerin hinter paleoparents.com, genervt von diesem Vorurteil, erfand hierfür eigens den Hashtag #morevegetablesthanavegetarian.
Auch wenn ihr also Vegetarier seid, braucht ihr keine Angst vor Paleo zu haben.
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