Reisen mit Crohn #5: Thailand, Land der Currys
Also eins mal vorneweg: Wenn eure Crohn-Symptome vor allen von dringenden und langen Toilettenbesuchen geprägt sind, dann ist Japan für euch das bessere Reiseland. Denn dort gibt es an jeder Ecke (an jeder Metro-Station und sogar im Zug) herrlich saubere, gewärmte Toiletten, die zum Verweilen einladen. In Thailand ist das bei weitem nicht so! Das Toilettennetz ist deutlich schlechter ausgebaut, viele Toiletten sind dreckig und überfüllt. Mit ins Reisegepäck gehören also stets Papiertoilettensitze, Hygienetücher und Klopapier! Ernährungstechnisch fand ich Thailand aber hervorragend, wenn man eine glutenfreie, Paleo- oder nicht ganz so strenge SCD-Ernährung verfolgt.
Bangkok: Niemals ohne Streetfood!
Die Tour von meinem Mann und mir startete und endete natürlich in Bangkok, dem Mekka des Streetfoods. An jeder Straßenecke und sogar ganze Straßenzüge entlang findet man Menschen mit ihren kleinen mobilen Küchen, die Wunderwerke der Thailändischen Küche für Touristen und Einheimische brutzeln, kochen oder basteln. Wenn man auf Gluten verzichten will oder muss, kann man dort nicht überall beherzt zuschlagen, doch wenigstens das leckere, frische Obst kann man sich gönnen. Mangos zum Beispiel gibt es nicht nur in der saftig süßen Variante, die wir kennen, sondern auch als junge Sorte, die eher fest und säuerlich ist. Natürlich fingerfertig geschnitten und mit Zahnstocher zum essen. Wenn man Glück hat, findet man auch frischgepressten Granatapfelsaft (super wegen seiner Polyphenole, die auch Akkermansia Muciniphila zum Fressen gern hat) und ausprobieren sollte man wenigstens ein Mal Durian, die Stinkfrucht, die man nicht mit in Flugzeuge oder Züge nehmen darf. Schmeckt ein bisschen wie Zwiebelkuchen, finde ich.
Und was isst man sonst so in Thailand? Natürlich Thai-Curry! Anders als viele aber vielleicht denken, muss dieses gar nicht mit Reis gegessen werden. An den meisten Orten, wo wir waren, gab es die Wahl zwischen dem Curry mit Reis oder ohne. Letzteres ist dann eher eine Art dicke Suppe, vermutlich mit Wasser oder Kokosmilch gestreckt. Lecker lecker! Am besten gefallen hat mir persönlich das grüne Curry. Aufpassen muss man als Allergiker beim Panang Curry, das mit Erdnüssen gemacht wird.
Kochkurs mit Pimmy von Pink Chili
Um mehr über die typischen Zutaten und Zubereitungsarten zu erfahren, haben wir auch in Thailand wieder einen Kochkurs gemacht. Und zwar bei Pink Chili in Bangkok. Mit unserer Hostess sind wir erstmal über einen schönen, kleinen Markt spaziert und haben die nötigen Zutaten besorgt. Auf dem Menü stand grünes Curry, Pad Thai, Tom Kha Gai und Mango Sticky Rice. Eines jeden Touristen kulinarischer Traum.
Zurück im Kochstudio ging’s erstmal ans Stampfen. Denn die Currypaste für das grüne Curry wurde natürlich frisch und von Hand gemacht. Dafür müssen alle Zutaten (Chilis, Zitronengras, Korianderwurzeln und -grün, Galangal, Kaffir Limettenblätter, Schalotten, Knoblauch, Kreuzkümmel, Koriandersamen, Pfeffer, Schrimps-Paste und Salz) klein gehackt und dann in einem großen Mörser zu einer glatten Paste zerstampft werden. Das Aroma ist wirklich unvergleichlich zu der gekauften Paste, die es bei uns gibt. Übrigens: Es gibt ja nur zwei Arten von Menschen – solche, die Koriander mögen, und solche, die schon vom Geruch einen Brechreizanfall bekommen. Mein Mann gehört (wie so viele andere auch) zur zweiten Kategorie. Das liegt scheinbar daran, dass manche Menschen ein bestimmtes Enzym in ihrem Speichel nicht besitzen, welches den Stoff im Koriander aufspaltet, der angeblich so nach ‚Seife‘ schmeckt (dunno what ur talking about). Aber die gute Nachricht ist: Wenn der Koriander zerstampft und zerstört wird, wird auch dieser Stoff aufgespalten, was den Geschmack viel erträglicher macht. Mein Mann jedenfalls hatte überhaupt keine Probleme, das Curry zu verspeisen, obwohl er normalerweise einen hochsensiblen Korianderdetektionsmechanismus an den Tag legt.
Während so ein Curry ein Haufen Arbeit ist (wenn man die Paste selbst macht), gingen die anderen Speisen erstaunlich schnell. Das einzige, was an der Zubereitung von Pad Thai schwierig ist, ist, dass es immer in einzelnen Portionen zubereitet wird. Ein großer Wok voll Pad Thai wird zwangsläufig zu einem großen, pappigen Klumpen.
Alle Gerichte, die wir hierbei gekocht haben, waren natürlicherweise frei von Gluten. Einzig beim Pad Thai kam eine obskure Tomatensauce/ketchup an das Gericht, deren Zutaten mir verborgen blieben. Was man allerdings beachten sollte, wenn man z.B. die SCD befolgt, ist, dass man an Zucker kaum vorbeikommt. Zucker ist einfach überall drin, auch und vor allem natürlich im Sticky Rice. Auch für Veganer dürfte es in Thailand ziemlich schwierig werden, da eine weitere, universelle Zutat Fischsoße ist.
Thailändische Snacks für unterwegs
Wenn man in Thailand etwas durch die Gegend reisen will, dann bietet es sich an, auch ein paar Snacks für zwischendurch dabei zu haben. In einem riesigen Supermarkt in Bangkok haben wir uns daher erstmal mit allem, was wir an Ungewöhnlichem finden konnten, eingedeckt. Da gab es Süßkartoffel / Taro-Chips, gefriergetrocknete Trauben, Okras und Brokkoli (sehr geil), fritierte oder getrocknete Bananen und natürlich salzige Durianchips!
Was kann man sonst noch empfehlen?
Im Restaurant gab es immer eine handvoll Standards, mit denen ich gut gefahren bin und die (bis auf den Zucker, der wirklich überall drin ist) ziemlich Paleo-konform sind. Papaya Salat ist zum Beispiel eine herrliche, scharfe Alternative (manchmal mit Erdnüssen), Tom Kha oder Tom Yum Suppen (Kha ist mit Kokosmilch, Yum ohne), grünes, gelbes oder rotes Curry, Pad Thai oder der herrliche Larb Hackfleisch-Salat, der der Albtraum aller Korianderhasser wäre.. erwähnenswert wäre dann auch noch das Barbecue, das wir auf unserem Weg nach Ko Tao in der Hafenstadt mitnehmen durften. Hierbei darf man sich einmal quer durch frische Gemüse- und Fleischbuffet futtern und die Speisen selbst am Tisch braten. Sehr empfehlenswert!
Fazit
Wenn man eine lose Paleo-Ernährung verfolgt, kann man in Thailand nach Herzenslust schlemmen. Schwieriger wird es, wenn man auf Reis verzichtet, aber auch das ist durchaus möglich. Schier unmöglich erscheint es mir allerdings, mit einer strengen SCD oder AIP Ernährung in Thailand klarzukommen, wegen der Omnipräsenz von Zucker und Chilis in allen Gerichten. Sich glutenfrei zu ernähren ist dagegen eher unproblematisch. Natürlich habe ich leicht reden, da ich keine Zöliakie habe und deshalb die Auswirkungen von Gluten nicht so unmittelbar spüre wie Andere, und da thailändische Gerichte meist in irgendwelchen Soßen schwimmen, ist es schwer zu wissen, was sich darin wirklich befindet. Bei grünen Currys oder Tom Yum Suppen sollte man aber auf der sicheren Seite sein. Ich habe sogar schon von Menschen gelesen, die es geschafft haben, vegan in Thailand zu essen. Das widerum geht vermutlich nur in Bangkok, wo es eine gewisse Szene gibt. Die typische thailändische Hausmannskost kommt ohne Fischsoße und anderen tierischen Umami-Quellen jedenfalls nicht aus.