Reisen mit Crohn #6: Türkei – Morgens wie ein König
Seit ich Aikido betreibe sind wir regelmäßig in der Türkei auf einem Aikido Festival, wo mehrere hundert Aikidoka aus der ganzen Welt zusammenkommen, um mit Nebi Vural Sensei und miteinander zu trainieren. Vor der ersten Reise nach Ankara hatte ich Bedenken, da es einige Restriktionen gibt, wenn man in einer solchen geschlossenen Gruppe unterwegs ist. Das Hotel, in dem man absteigt, ist mehr oder weniger vorgegeben, mittags muss man in der Nähe des Dojos etwas zu essen suchen und abends wird oft zusammen mit der Gruppe ausgegangen.
Meine Sorgen waren allerdings unbegründet, denn die türkische Küche eignet sich hervorragend, wenn man glutenfrei unterwegs sein will. Zwar will hier keiner auf sein leckeres Brot verzichten, dass immer mit gereicht wird, aber doch handelt es sich dabei meist um eine Beilage, die einfach ignoriert werden kann.
Türkisches Frühstück
Das Frühstück in der Türkei beinhaltet zwar auch Brot, aber vor allem auch Oliven, Tomaten, Gurken, Peperoni, Honig, Traubenkernsirup, Tahini etc. Das durchschnittliche deutsche Frühstücksbuffet mit Brot, dem üblichen Aufschnitt und wenn’s hoch kommt einem Ei, kann dabei einpacken.
Ein Studententraum – Çatı Cafeteria
Das Aikido-Festival findet jedes Jahr auf dem (extrem) weitläufigen Campus der ODTÜ (Middle Eastern Technical University) statt. Das ist eine der größten Universitäten der Türkei mit einer großen Zahl internationaler Studierender. Wir hatten das Glück, dass die Sporthalle, die als Dojo umfunktioniert war, ganz in der Nähe der Çatı Cafeteria lag. Wobei Cafeteria eine grobe Untertreibung ist. In dem kleinen Laden unter Pinienbäumen erstreckt sich ein sagenhaftes Buffet aus frischen Salaten, Gemüsen, Fast-Food, türkischer Hausmannskost, frischem Obst, Suppen und fettigen Süßspeisen. Wenn man die Geduld aufbringt, sich an der elend langen Schlange anzustellen und sich mit seinem Tablett durch den engen Gang zu quetschen, kann man hier nach Herzenslust von allem ein bisschen probieren. Denn das beste ist: Abgerechnet wird nicht pro Gericht, sondern nach Gewicht. Ein halber Löffel Auberginen und eine Probierportion Rinderleber sind also kein Problem. Trotzdem (oder gerade deshalb) hatte ich jedes Mal das Problem, mich hoffnungslos überfressen zu haben, da es so viel zu probieren gab, was sich vor allem in der nächsten Trainingseinheit bemerkbar machte…
Kebap, Kebap, Kebap
Auch beim Abendessen im Restaurant gab es keine größeren Probleme. Natürlich bietet es sich an, jemanden dabei zu haben, der der türkischen Sprache mächtig ist, aber selbst wenn nicht, kann man mit einigen Gerichten nichts falsch machen. Denn oft besteht das Essen im Prinzip aus Fleisch, Reis und etwas Gemüse. Bei einigen Sorten muss man jedoch aufpassen, wenn man empfindlich ist. So wird das klassische Döner Kebap in Sauermilch eingelegt und Iskender Kebap kommt immer mit Joghurt auf Brot daher. Das Şiş Kebap, ein Spieß aus Lammfleisch und Paprika, sollte aber immer gehen. Bei Köfte (Frikadellen) sollte man lieber nachfragen, ob sie mit Mehl oder Ähnlichem zubereitet wurden.
Weil wir zum Ramadan in Ankara waren, stand bei uns außerdem immer ein Teller mit Datteln und Aprikosen zum Fastenbrechen auf dem Tisch. Meist gibt es auch immer frische Salate dazu und besonders gern gegessen habe ich yaprak sarması – gefüllte Weinblätter mit Reis. An die leckere Linsensuppe Corba habe ich mich leider nicht herangewagt, da sich dort meist Weizen drin versteckt.
Fazit
Glutenfrei, SCD und Paleo sind in der Türkei durchaus machbar. Wenn man sich an pure Fleischgerichte hält, sollte dabei nichts schiefgehen. Wenn ihr Reis esst, wird es noch deutlich einfacher.