Buchrezension: Lissa Rankin – Mind Over Medicine
Im Zuge meiner Entdeckung, dass Meditation tatsächlich hilft, war ich auf der Suche nach Literatur, die mir das Phänomen besser erklären kann.
Von Lissa Rankin hatte ich auf einer Seite von einem Morbus Crohn Patienten gelesen, der sehr krank war und sich quasi durch Geisteskraft und positive Einstellung selbst geheilt hat. Ich hatte demnach hohe Erwartungen an das Buch, die leider nicht unbedingt eingehalten wurden.
Lissa Rankin: Ärztin mit Herz
Lissa Rankin startet ihr Buch mit ihrer persönlichen Geschichte. Als Ärztin aus Leidenschaft hatte sie immer mehr das Gefühl, ihren Patienten nicht gerecht werden zu können, für die ihr maximal zehn Minuten Beratungszeit zustanden. Gleichzeitig hörte sie immer wieder von vermeintlichen Wunderheilungen (Krebskranke lassen sich vom Schamanen behandeln und genesen und dergleichen) und fing an, der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Als sie schließlich ihren Job als konventionelle Ärztin aufgab und in einer alternativeren Praxis anfing, begann sie zunächst ihre Patienten mit alternativen Methoden, wie Ernährungsumstellungen, zu behandeln. Schnell aber stellte sie fest, dass ein Faktor der wichtigste Indikator für die Gesundheit ihrer Patienten war: Deren Glück bzw. Stress. Wer unglücklich in seinem Job, seiner Ehe oder Lebenssituation war, hatte keine Chance gesund zu werden. Half sie allerdings, diese Hürden zu überwinden, genasen ihre Patienten auch ohne Behandlung.
Stressreduktion = Entspannung = Reparatur = Gesundheit
Soweit zur Hintergrundgeschichte. Die wissenschaftliche Erklärung (die mich an der ganzen Sache eigentlich am meisten interessierte), folgte anschließend und lässt sich eigentlich sehr schnell zusammenfassen. Laut Rankin ruft Stress den ‚Fight or Flight‘-Mechanismus im Körper hervor, d.h. wir fallen in einen Modus, der früher (vor tausenden von Jahren) einmal dafür diente, einer konkreten Gefahr (z.B:: Tiger) zu begegnen. In diesem Modus schaltet unser Körper alle Funktionen ab, die nicht unmittelbar für das Überleben vonnöten sind, wie etwa: Das Verdauungssystem, die Fortpflanzung und auch die Regeneration unseres Körpers. In der Theorie ist unser Körper ständig damit beschäftigt, alle Systeme in uns in Ordnung zu halten, das Immunsystem zu regulieren, Zellen aufzuräumen, etc.. Wenn wir gestresst sind, findet diese Reparatur nicht statt und wenn wir dauergestresst sind, kann man sich vorstellen, was passiert. Die Folge sind Krankheiten, die von unserem Körper eigentlich bekämpft werden könnten, wenn man ihn nur lassen würde. Und um zu den Wunderheilungen zurück zu kommen: In dem Moment, wo wir glauben, geheilt zu werden (auch wenn wir ein Placebo bekommen haben oder zu einem Quacksalber gegangen sind), entspannen wir uns. Und unser Körper kann anfangen, sich selbst zu heilen.
Viele Fallbeispiele, wenige Erklärungen
So weit, so interessant. Mehr Erkenntnisse hat das Buch leider nicht wirklich auf Lager. Der Rest beschränkt sich auf Fallbeispiele und endlose Wiederholungen der gleichen Geschichte unter anderen Aspekten. Es gilt glücklich im Job zu werden, glücklich in der Ehe, glücklich beim Sex und überhaupt.. Der Mechanismus bleibt immer der gleiche: Entspann dich, dann wirst du gesund.
Die ersten Kapitel von Rankins Buch habe ich regelrecht verschlungen, weil ich so gespannt auf den kommenden Inhalt war. Nach einigen Kapiteln musste ich allerdings feststellen, dass sich der interessanteste Teil bereits gesagt war und der Rest nur noch Variationen der immer gleichen Erklärung war. Etwa bei der Hälfte des Buches gab ich die Hoffnung auf, noch etwas neues zu erfahren.
Fazit
Für Menschen, die nach Inspiration suchen, ihren Lebensstil zu ändern und gern in Erfahrungsberichten schwelgen, ist dieses Buch sicher das richtige. Wen die Wissenschaft hinter den Effekten von Stress und Gesundheit interessiert, wird von dieser etwas vereinfachten Sicht eher enttäuscht sein.